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Digitalisierung an Berufskollegs im Ruhrgebiet: Crashkurs durch Corona

Corona hat den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern an Berufskollegs einen "Crashkurs" in Sachen Digitalisierung beschert. Mit dem Homeschooling während des Lockdowns wurde der Einsatz digitaler Medien deutlich beschleunigt, der Unterricht inhaltlich und mediendidaktisch stark verändert - und auch den Lehrkräften wurden zum Teil ganz neue digitale Kompetenzen abverlangt. Das zeigt der aktuelle Report aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Das IAQ-Team Philipp Hackstein, Dr. Monique Ratermann-Busse und Marina Ruth hat im Rahmen eines von der Stiftung Mercator geförderten Forschungsprojekts sieben Berufskollegs im Ruhrgebiet unter die Lupe genommen und Einflüsse von Digitalisierung und Corona auf Organisation und Bildungsarbeit untersucht. Wie sie feststellten, fiel es den Berufskollegs wegen zum Teil unzureichender infrastruktureller und technischer Rahmenbedingungen durchaus schwer, den Unterricht während des Lockdowns mit Hilfe von digitalen Medien aufrecht zu erhalten.

Die befragten Berufskollegs haben individuelle Strategien im Umgang mit Homeschooling entwickelt. Ihr Erfolg hängt aber vor allem von der Initiative der Berufsschullehrkräfte sowie deren digitalen und mediendidaktischen Kompetenzen ab. Schülerinnen und Schüler aus sozial schwierigen Verhältnissen konnten nur zum Teil erreicht und beschult werden, weil die notwendige Medientechnik im Elternhaus fehlte. Die Corona-Pandemie verstärkte nach Einschätzung des Teams die Bildungsbenachteiligung.

Die schrittweise Wiederaufnahme des Schulbetriebs in NRW stellte die Berufskollegs aufgrund ihrer komplexen Organisationsstrukturen vor besondere Herausforderungen. Wegen der vielen ein- bis dreijährigen Bildungsgänge war in den Abschlussklassen eine deutlich höhere Anzahl an Schülern als an allgemeinbildenden Schulen zu unterrichten – unter Einhaltung der Hygienebestimmungen und mit geschrumpften Lehrerkollegien. „Trotz ihrer zentralen Bedeutung für die berufliche Bildung im Ruhrgebiet werden Berufskollegs in Forschung und örtlicher Bildungspolitik oft zu wenig beachtet“, kritisiert das IAQ.

Es fehle an landesspezifischen Handlungsstrategien und -konzepten zum Einsatz digitaler Medien. Notwendig seien eine strategische Organisationsentwicklung in der Institution „Berufskolleg“, die Anpassung des Fortbildungssystems an den aktuellen Bedarf von Lehrkräften und die bildungspolitisch unterstützte und wissenschaftlich fundierte (Weiter)Entwicklung von Konzepten und Strategien für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht.

Weitere Informationen: IAQ-Report 2020-10
Philipp Hackstein, Monique Ratermann-Busse und Marina Ruth: Berufskollegs im Ruhrgebiet in Zeiten von Digitalisierung und Corona: Einflüsse auf Organisation und Bildungsarbeit

Quelle: IAQ, 28. Oktober 2020