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DGB-Studie: Von Azubi-Mangel keine Spur

Die Wirtschaft klagt über unbesetzte Ausbildungsplätze, gleichzeitig werden Hunderttausende Jugendliche in Ersatzmaßnahmen geparkt. Wie passt das zusammen? Das hat der DGB in einer Studie untersucht. Und festgestellt: Die These, dass es in Deutschland einen Mangel an geeigneten Bewerbern gibt, ist schlicht falsch.

Unternehmen schöpfen Potential nur unzureichend aus

Seit Jahren klagt die Wirtschaft darüber, dass sie Ausbildungsplätze nicht besetzen kann. Schuld sei unter anderem der Trend zum Studium. Das wird jedoch vom Nationalen Bildungsbericht widerlegt: Er kommt zu dem Schluss, dass die Betriebe nicht genug ausbilden - und das traditionelle Potential der Jugendlichen nur unzureichend ausschöpfen. Rund 270.000 Jugendliche stecken in zahllosen Maßnahmen im Übergang von der Schule von der Ausbildung fest, die meisten von ihnen haben eine Haupt- oder Realschulabschluss.

Millionen ohne Berufsabschluss

Und: Obwohl die Lage auf dem Ausbildungsmarkt angeblich so entspannt ist, bleibt der Anteil der Menschen ohne Berufsabschluss konstant hoch. Laut Statistischem Bundesamt haben 1,20 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren keinen Berufsabschluss. Wenn es tatsächlich einen Bewerbermangel geben würde, müsste die Zahl der Ausbildungslosen deutlich niedriger ausfallen.

DGB-Studie analysiert Daten der Bundesagentur für Arbeit

Doch wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Einschätzungen? Das hat der DGB in einer Kurzstudie untersucht und sich dabei auf offizielle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gestützt. Ergebnis: Die These, dass es in Deutschland mehr offene Ausbildungsplätze als Bewerber gibt, ist schlicht falsch.

Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes:

Zur Ausbildungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit 2016 erklärt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack: „Die Geschichte vom bundesweiten Azubi-Mangel entpuppt sich bei Licht betrachtet als Märchen. Rund 283.000 Jugendliche, die von der Bundesagentur für Arbeit als ausbildungsreif eingestuft wurden, haben keinen Ausbildungsplatz bekommen. Die Mehrheit von ihnen wird in Ersatzmaßnahmen geparkt – und wird in den kommenden Jahren kaum eine Chance auf einen Ausbildungsabschluss haben. Immerhin noch 80.600 dieser Menschen zeigen bei der Bundesagentur für Arbeit an, dass sie akut noch einen Platz suchen. So erklärt sich auch, dass rund 1,2 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren keinen Berufsabschluss haben. Auf diese Menschen wartet ein Leben in prekärer Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit. Sie werden kaum ihren Lebensunterhalt eigenständig finanzieren können. Diesen Jugendlichen ein Chance auf Ausbildung zu geben, wird zentrale Aufgabe der Bildungspolitik in den kommenden Jahren.“


DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller, DGB-Jugend, DGB Jugend:

Florian Haggenmiller, DGB-Bundesjugendsekretär: "Viele Ausbildungsstellen im Hotel- und Gaststättengewerbe und im Lebensmittelhandwerk sind noch immer unbesetzt. Vor allem in diesen Branchen gibt es große Probleme in der Ausbildungsqualität, das zeigen die Ergebnisse des Ausbildungsreportes der DGB-Jugend seit Jahren. Die Politik muss jetzt handeln und die Ausbildungsqualität durch ein modernes Berufsbildungsgesetz entscheidend verbessern. Es reicht nicht, bloß mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Junge Menschen brauchen eine gute Ausbildung mit Perspektive."

DOWNLOAD:

"Keine geeigneten Bewerber? - Wie die öffentliche Ausbildungsstatistik die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verschleiert. (PDF, 156 kB)

"Keine geeigneten Bewerber? - Wie die öffentliche Ausbildungsstatistik die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verschleiert. DGB-Kurzanlyse der BA-Statistik für das Ausbildungsjahr 2016

Quelle: DGB, 3. November 2016