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Praktikum nach dem Studium: Karrierekick oder Karriereknick?

Der Direkteinstieg in einen bezahlten Job nach dem Studium ist langfristig meist die bessere Wahl, so das Ergebnis einer Studie.

Unbezahlte Praktika nach erfolgreichem Studienabschluss gelten in vielen Ländern als Türöffner für eine erfolgreiche Karriere in Wirtschaft oder Politik. Auch in der Kreativbranche und im wissenschaftlichen Bereich sind Einstiegspraktika durchaus verbreitet. Umstritten ist jedoch, ob sich die gesammelten Erfahrungen und Kontakte tatsächlich auszahlen oder der direkte Einstieg in einen bezahlten Job, wenn auch bei vielleicht weniger prestigeträchtigen Unternehmen, die bessere Wahl wäre.

Angus Holford (University of Essex & IZA) ist dieser Frage anhand von Daten zu Absolventen britischer Universitäten nachgegangen und hat seine Ergebnisse in einem aktuellen IZA Discussion Paper veröffentlicht. Der Bildungsökonom verglich die Gehälter von Direkteinsteigern mit solchen, die nach dem Studium erst ein sechsmonatiges Praktikum absolviert hatten. Um andere Einflussfaktoren auszuschließen, verglich er jeweils Individuen, die sich in demografischen und sonstigen Merkmalen ähnlich waren.

Die Praktikanten hatten drei Jahre nach dem Studium ein um rund 3.500 Pfund (mehr als 3.000 Euro) geringeres Jahresgehalt als die Direkteinsteiger in bezahlte Jobs. Einbußen ergaben sich auch im Vergleich zu Kommilitonen, die ein Aufbaustudium angeschlossen hatten. Nur im Vergleich zu denjenigen, die nach dem Studium anderen Aktivitäten (z.B. Reisen) nachgingen oder zunächst arbeitslos waren, schnitten die ehemaligen Praktikanten besser ab und waren im Schnitt um 6,4 Prozentpunkte eher „sehr zufrieden“ mit der eigenen Karriere.

Nicht jeder hat Zugang zu den „guten“ Praktika

Die Studie weist zudem auf demografische Unterschiede innerhalb der Gruppe der Praktikanten hin. Beispielsweise fallen die potenziellen Nachteile für Absolventen von Elite-Universitäten sowie Kinder beruflich erfolgreicher Eltern deutlich geringer aus. Der Autor schließt daraus, dass diese Gruppen einen besseren Zugang zu den „guten“ (sprich: karrieredienlichen) Praktika haben.

Holford plädiert daher dafür, die Studierenden transparenter über die Vor- und Nachteile aufzuklären und Praktika während des Studiums stärker zu fördern. Ein früheres IZA-Paper hatte für studienbegleitende Praktika eindeutig positive Effekte auf die späteren Gehalts- und Karrierechancen ermittelt. In Deutschland sind längere unbezahlte Praktika für Berufseinsteiger ohnehin nicht mehr möglich, seit für sie der Mindestlohn gilt.

Download der Studie:

Access to and Returns from Unpaid Graduate Internships

Quelle: IZA, August 2017