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Halbzeit auf dem NRW-Ausbildungsmarkt: Anstieg bei den Angeboten, Rückgang bei den Bewerbern

Zur Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt haben Unternehmen in NRW 90.390 Ausbildungsstellen gemeldet, 3.920 mehr als vor einem Jahr. Dem stehen mit 100.869 jungen Menschen 3.244 Jugendliche weniger gegenüber, die sich auf eine Ausbildungsstelle bewerben. Die Bundesagentur für Arbeit erwartet noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt.

Zum Beginn der heißen Phase am Ausbildungsmarkt hat sich in Nordrhein-Westfalen die Lücke zwischen Nachfrage und Angeboten verringert. Zwar waren wie auch in den Vorjahren bis zum März mehr Bewerber als Ausbildungsplätze bei den Agenturen für Arbeit gemeldet worden. Doch aus Sicht der jungen Menschen verbesserte sich das Angebot von einem Verhältnis im vergangenen Jahr von nur 83 Lehrstellen je 100 Bewerberinnen und Bewerber auf 0,9 Ausbildungsangeboten je Jugendliche und Jugendlichen im aktuellen Monat.

Die Zwischenbilanz zum Beginn der heißen Phase sei nur ein erster Blick auf den Ausbildungsmarkt, sechs Monate nach dem Beginn des statistischen Berichtsjahres, sagte Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit NRW. Schönefeld erwartet, dass der Arbeitsmarkt mit einem steigenden Bedarf an Fachkräften auch den Ausbildungsmarkt weiter in Schwung bringen und zu einem Anstieg der Ausbildungsangebote führen wird:

„In nicht wenigen Berufsfeldern und in einigen Regionen in NRW knirscht es bereits jetzt am Markt für Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung. Unternehmen haben es zunehmende schwerer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Deshalb ist es für die Unternehmen in NRW wichtig, in die Ausbildung ihres Nachwuchses und ihrer Fachkräfte zu investieren.“ Hinzu komme, sagte Schönefeld, dass in den kommenden Jahren die sogenannten Babyboomer in den Ruhestand gehen: „Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt in NRW bei 63 Jahren. Das erreichen die ersten Arbeitnehmer der geburtenstarken Jahrgänge in diesem Jahr. Ohne qualifizierten Nachwuchs bleiben diese Stellen unbesetzt.“

Auch am Ausbildungsmarkt ergeben sich für Unternehmen neue Herausforderungen. Zum Beispiel würden aufgrund des zunehmenden Wandels der Arbeitswelt die Anforderungen, die Unternehmen an ihre Azubis stellen, immer unterschiedlicher, wodurch die Suche nach Auszubildenden nicht leichter werde, sagte Schönefeld: „Wenn Unternehmen sich nicht auf die individuellen Seiten der Bewerber einlassen, werden sie es immer schwerer haben, erfolgreich Auszubildende zu finden. Ob eine junge Frau oder ein junger Mann die geeigneten Azubis sind, macht sich nicht mehr nur am Zeugnis fest. Es sind individuelle Qualitäten, die überzeugen und Azubi und Unternehmen weiter bringen.“

Für junge Menschen bedeute eine Ausbildung mehr als nur den Einstieg in einen Beruf: „Wir wissen, dass Berufsbilder sich heute sehr schnell wandeln. Von den Fachkräften der Zukunft wird viel Flexibilität erwartet. Eine Ausbildung ist daher mehr als das Erlernen eines Berufes. Eine Ausbildung ist auch der Einstieg in lebenslanges Lernen. Ohne Ausbildung fehlt den jungen Menschen dafür jedoch die Grundlage.“

Viele Bewerber und Bewerberinnen planen mit Alternative, sollte es mit dem Ausbildungsplatz nicht klappen

Von den 100.869 im März gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern gelten 68.051 junge Menschen noch als unversorgt. Davon hatten 11.172 Jugendliche eine Alternative im Blick, für den Fall, dass sie keinen Ausbildungsplatz finden. Das waren 944 junge Menschen oder 9,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. 56.879 Jugendliche galten im März als unversorgt und noch ohne alternative Planung.

Typische Alternativen sind zum Beispiel der weitere Besuch der Schule, um das Fachabitur oder Abitur abzulegen oder den Realschulabschluss zu absolvieren. Das Potential dafür ist da: 38,0 Prozent oder 38.372 Bewerberinnen und Bewerber verfügten über einen Realschulabschluss, 21.352 junge Menschen oder 21,2 Prozent über einen Hauptschulabschluss. Fachabitur oder Abitur hatten 34.863 Bewerberinnen und Bewerber – 34,6 Prozent aller bei den Agenturen für Arbeit gemeldeten Jugendlichen.

Zum jetzigen Zeitpunkt liegt die Zahl der Ausbildungsplätze, die noch unbesetzt sind, mit 9,5 Prozent oder 5.051 Stellen deutlich über dem Vorjahr. Unbesetzt sind derzeit noch 58.129 Ausbildungsangebote. Diese Zahl erklärt sich vor allem über den Anstieg der Gesamtzahl der angebotenen Stellen. Viele dieser Lehrstellen finden sich im Handel (4.230 Angebote, plus 20,4 Prozent) und im Verkauf (9.203 Angebote, plus 8,5 Prozent) sowie in den Bereichen Informatik (2.073 Angebote, plus 12,2 Prozent) und Softwareentwicklung (1.209 Angebote, plus 5,2 Prozent). Auch in der Produktion und Fertigung gibt es Zuwächse, so zum Beispiel in den Bereichen Energietechnik (3.223 Angebote, 7,3 Prozent), Mechatronik und Automatisierungstechnik (1.499 Angebote, 12,3 Prozent) und Metallbearbeitung (1.312 Angebote, 15,5 Prozent) – oder auch als Fahrzeugführer (1.199 Angebote, plus 12,9 Prozent) oder bei den Arzt- und Praxishilfen (4.836 Angebote, 11,6 Prozent).
Neben diesen Beispielen gibt es noch über 350 weitere Berufe, zum Beispiel die hier nicht genannten Büroberufe, in denen dual oder schulisch ausgebildet wird. Für Bewerberinnen und Bewerber ergibt sich daraus eine Vielzahl an Alternativen.

Regionale Unterschiede in NRW

Alle Arbeitsmarktregionen weisen zur Halbjahresbilanz sinkende Bewerberstände im Vergleich zum Vorjahr auf. Im Rheinland ging die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 955 Jugendliche oder 2,8 Prozent zurück.

Ostwestfalen-Lippe verzeichnet einen Rückgang von 4,9 Prozent, bzw. 690 Jugendliche und Südwestfalen 7,2 Prozent, bzw. 601 Jugendliche. Einen geringeren Rückgang weisen das Ruhrgebiet (-2,1 Prozent, -596), das Bergische Land (-2,2 Prozent, -220) und das Münsterland (-1,9 Prozent, -182) aus.

Dagegen zeigt sich in allen Regionen auf der Stellenseite ein Anstieg der gemeldeten Ausbildungsplätze. Mit 90.390 gemeldeten Ausbildungsplätzen liegt das Ausbildungsangebot um 3.920 oder 4,5 Prozent höher als vor einem Jahr.

Bewerber für Berufsausbildungsstellen

Quelle: BA, 29. März 2018